Langsam führt der Weg aus der Coronakrise. Die Massnahmen sind weitgehend aufgehoben und doch wird die ganze Pandemie weiterhin ihre Spuren hinterlassen. Wie die Büros in Zukunft aussehen und wie Corona die Büroplanung beeinflusst, das weiss Gian Fanzun, Architekt und Bereichsleiter Entwicklung bei Fanzun.

Wie hat sich der Bürobau in Zeiten der Coronakrise verändert?
Der Platzbedarf steigt markant an, dies nicht nur in den Bürobereichen, sondern überall wo es Menschenansammlungen gibt. Dies ist auf die Schutzabstände zurückzuführen. Das führt dazu, dass im Bürobereich Rückzugsorte bei Mehrplatzbüros gefordert werden, um die nun weit verbreiteten Videokonferenzen ungestört führen zu können. Diese räumlichen Ausdehnungen führen zu einem erhöhten Komfort, welcher niemand mehr hergeben wird.

Wird das Augenmerk mehr auf den Ansteckungsschutz gelegt? 
Schutzmassnahmen sind seit dem Coronazeitalter in der Planung allgegenwertig. Um Kontakte zu vermeiden, erfährt die Automatisierung einen enormen Schub, indem Türen, WC-Deckel, Spülungen, Wasserhähne, etc. berührungslos die gewünschten Funktionen übernehmen.
Auch die Schutzabstände führen zu einem Umdenken und erfordern Mehrflächen bei jedem Projekt.

Wird das Home-Office auch in Zukunft eine Rolle spielen? 
Durch die Digitalisierung mittels Videokonferenzen kann man von überall sich austauschen. Dies führt dazu, dass der Arbeitsplatz nicht mehr an einen bestimmten Ort gebunden ist. Das Home-Office wird somit auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen. Auch das führt zu vermehrtem Platzbedarf, denn der mobile Arbeitsplatz in den Büros auf Anmeldung hat sich bis dato nicht durchgesetzt, sodass der Flächenbedarf durch einen Arbeitsplatz zu Hause zukünftig erweitert wird.

Wird es Büros in Zukunft überhaupt noch geben? Wie werden zukünftige Büros aussehen?
Büros wird es weiterhin geben. Die ursprünglichen Raumzellen werden ein Revival erfahren. Bei Grossraumbüros werden zusätzliche Rückzugsorte für Telefonie, Videokonferenzen oder für den Austausch im kleinen Rahmen geboten. Auch die Möglichkeit sich am Arbeitsort zu verpflegen oder nach sportlicher Betätigung duschen zu können, wird zum Standard werden.  All das führt zu Mehrflächen, was den Platzbedarf pro Mitarbeiter erhöht und einen Kostenschub in der Infrastruktur geben wird.

Was sind die Unterschiede zwischen Büros in der Stadt versus denen auf dem Land?
Von der Funktionalität her betrachtet, besteht kein Unterschied, denn die Bedürfnisse sind dieselben. In der Stadt kann man auf die Angebote in der Umgebung ausweichen, um sich z.B. zu verpflegen, auf dem Land sind solche Angebote vielleicht nicht gegeben und müssen im Umfeld vom Büro angeboten werden. In Bezug auf die Mobilität kann auf dem Land je nach ÖV-Anschluss der Parkplatzbedarf höher ausfallen als in städtischer Umgebung.

Wie können alte Büroräumlichkeiten auf den neusten Stand gebracht werden?
Bestehende Büros können in Bezug auf Ambiente ohne bauliche Massnahmen verbessert werden, indem ein neuzeitliches Mobiliar bestückt mit mobilen, selbststeuernden Beleuchtungen und dem Einsatz von Akustikelementen die Arbeitsplätze aufwertet.  Auch der Einbezug von einer verständlichen Signaletik und einer attraktiven Bebilderung der Räumlichkeiten werten die Arbeitsumgebung auf. Für den digitalen Austausch ist heute ein WLAN für den Datenzugriff unerlässlich – sei es für Besucher oder Mitarbeitende. Die Erneuerung von Wand-, Boden- und Deckenoberflächen können ohne grosse Kostenaufwendungen neues Leben in alte Gemäuer bringen.  Wenn grössere Anpassungen möglich sind, kann der Einbau einer kontrollierten Lüftung die Luftqualität erheblich verbessern.

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